ND-Kongress-Kalender zum Dritten Advent: Tagesprogramme in Dresden

In der zweiten Adventskalender-Woche stellen wir das Programm an den Einzelnen Kongresstagen näher vor. Exkursionen und Erkundungen sind am 17. und 18. Dezember erläutert.

Kongressort St. Benno-Gymnasium: Willkommen in der lernenden Gemeinschaft

(11. Dez. – Montag)  Mit Latein-Lektionen für acht Schüler beginnt die 308-jährige Geschichte des St. Benno-Gymnasiums, das in der Osterwoche zur Herzkammer des Kongresses wird. Heute lernen am St. Benno-Gymnasium etwa 730 SchülerInnen. 1996 wurde der preisgekrönte Neubau der Schule eingeweiht. Nicht nur die futuristische Gebäudeform, auch die Farbgebung wurde Stadtgespräch.

Der erste und letzte Leitsatz umrahmen ein Bildungsideal, dass den Hirschberg-Maximen verblüffend ähnelt: „Unsere katholische Schule in der Welt von heute ist eine Schule für alle. Sie öffnet Raum, die Liebe Gottes im Geist des Evangeliums erfahren und leben zu können. … Unsere Schule ist eine lernende Gemeinschaft, die sich hohen Maßstäben stellt und das Außergewöhnliche erreichen will. Die regelmäßige Reflexion, insbesondere unseres Miteinanders, ist für uns dabei unverzichtbar.“ Ignatianische Pädagogik hinterlässt ihre Spuren.

Erste Fremdsprache am Benno ist Latein. Schon August der Starke hatte 1709 die von den Jesuiten geleitete Lateinschule mit stolzen 3.000 Talern dotiert. Um die Krone des katholischen Polens sich aufzusetzen, war er konvertiert, während Sachsen weitgehend protestantisch bliebt. Aber der König ließ sich Bildung etwas kosten, das Gymnasium wuchs. Mit der Neugründung des Bistums Dresden-Meißen avancierte es zum Vollgymnasium, bis das Nazi-Regime die missliebige Schule schloss. Nach der friedlichen Revolution riefen ehemalige Schüler und interessierte Eltern das Katholische Schulwerk St. Benno e. V. ins Leben, dass zum Schuljahr 1991/92 Stadt. Benno als eines der beiden ersten sächsischen Gymnasien den Betrieb aufnahm. Das zweite war das Evangelischen Schulzentrum in Leipzig.

Der Kongressmittwoch:  Identität – mehrere Standortbestimmungen

(13. Dez. -Mittwoch)  Das Beste beim Zugfahren ist, die Landschaft an sich vorbeiziehen zu lassen. (Wir lassen jetzt mal alle aktuellen Ärgernisse über Verspätungen, ganz abgefahrene Anschlusszüge mal beiseite)  Da gibt es dann diejenigen, die den am Bahnsteig Zurückbleibenden lange nach sehen und andererseits die, die energisch darauf bestehen, mutig in die Fahrtrichtung nach vorn zu blicken.

Aber wir werden unsere Identität nie völlig aus der Erinnerung bestreiten können, sondern eine Zukunftsperspektive gehört ins Leben hinein. Am Kongressmittwoch verbinden wir beides. In kleinen Gesprächsgruppen geht es vormittags um die persönliche, aber auch gesellschaftliche Vermittlung von Erinnerung und Zukunft.

Identitätsbrüche stehen auf dem Nachmittagsprogramm. In Workshops geht es um Identitätskrisen in Beschleunigungszeiten, um die Frage Christen und der Rechtspopulismus , um die Jugendbewegung und Identitätsfindung sowie eine Antwort auf die Frage, welche Identität strahlt Europa aus.

Daran schließt sich der öffentliche Dialog „Heimatlos zu Hause?“  zwischen Politik und Theologie an. Natürlich – aber dies zur späteren Abendzeit greifen wir auch die Debatte um die Leitkultur au, die gerade in Sachsen sehr virulent geführt wird.

Übrigens: Allein schon der restaurierte Hauptbahnhof Dresden ist eine Reise wert. Einzigartig ist die Kombination aus Insel- und Kopfbahnhof in zwei verschiedenen Ebenen. Circa 50 ICE und IC halten in Dresden, beim swingenden Sonderzug nach Pankow hält unregelmäßig.

Der Kongressdonnerstag:  Zuversicht trotz Zweifel

(14 Dez. – Donnerstag)  Am Donnerstag blicken wir vorwärts, um das Bild von gestern aufzugreifen, fragen aber nach der Haltung. „Zuversicht“ ist das Tagesprogramm des Kongresses überschrieben. Ohne Frage- oder Ausrufezeichen.

Nun, wir setzen nicht die rosarote Brille auf, sondern beschäftigen uns in drei Foren mit den Verheißungen des technologischen Fortschritts, der Frage nach globaler Wirtschaftskräften und fairen Handelsbedingungen. Den Schlussakkord des Vormittags setzt die Matinee mit einem Orgelkonzert und einer Jazz-Session.

Das Miteinander der Generationen als Puppentheater, europäische Perspektiven aus der Sicht von jungen Leuten und die Integrationsleistungen der Flüchtlingsinitiativen deklinieren das Thema nachmittags weiter durch.

Steigerung der Spannung: Wie zuversichtlich, hoffnungsvoll sind wir wirklich? Wo herrscht eher der Zweifel und Unsicherheit? Programmatischer Ortswechsel zu dem Symbolort in Dresden. In die Frauenkirche erörtern wir das große Zukunftsthema: Krieg und Frieden.

Der Kongressfreitag:  Bennosimo und Tram-Tour

(15 Dez. – Freitag)  Heute gibt es im Café Emil Reimann nahe des Dresdener Neumarktes ein Arbeitskaffeetrinken mit Peter-Paul Straube. Der Rektor des St. Benno Hauses in Bautzen ist der Tagesverantwortliche für den Kongressfreitag.

Selbstverständlich gibt es Exkursionen in die reichhaltige Kunstwelt und Museenlandschaft Dresdens. Die weiteste Reise führt nach Bautzen ins „Gelbe Elend“ – dem berüchtigten Gefängnis für die politischen Häftlinge der DDR. Näherliegend ist eine exklusive Fahrt mit der Tram (Foto) quer durchs Elbflorenz. Gesteuert wird sie von Christan Berger, aus dem ND-Lokalkomitee.

Am Vormittag: Unsere Zukunft liegt in Europa und wir nutzen die geographische Lage Dresdens, um osteuropäische Originalstimmen zum Klingen zu bringen. Zur Debatte um „Versöhnung und Freiheit  – Perspektiven für Europa?“  Wir haben Gesprächspartner aus Polen, Tschechien und Ungarn eingeladen, um gemeinschaftlich, aber aus unterschiedlichen Perspektiven, über das gemeinsame Haus Europa nachzudenken. Keine Angst, das alte Westeuropa wird nicht ausgeklammert.

Abends steigt dann das Bennosimo: Eine raffinierte Mischung aus Erinnerungsfetzen der vergangenen Tage und Aufbruch ins Neue. Lasst euch überraschen. Für jede und jeden ist etwas perfekt Passendes dabei.

Eine Kongresspartnerin: Katholische Akademie Dresden-Meißen

(16. Dez. – Samstag)  „In allem Abwägen für Morgen ist der Blick auf das Gestern wichtig“, schreibt Direktor Dr. Thomas Arnold im Vorwort des gerade erscheinenden Programm der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen. „Umso mehr freuen wir uns, Im April Kooperationspartner eines Kongresses in Dresden zu sein, der genau dieses Verhältnis näher bestimmen und mit Ihnen diskutieren will.“ In signalroten Postkisten erreicht das Programm (Foto) Multiplikatoren im gesamten Bistumsgebiet.

Auch wir freuen uns auf die Kooperation und haben als neue Programmschiene von 17:00 – 18:30 Uhr „After Work“-Veranstaltungen eingeplant. Hinzu kommen ab 20:00 Uhr weitere inhaltliche Akzente.

Ab Seite 44 im Akademieprogramm: Dienstag, 20 Uhr: Wer von Versöhnung spricht … darf von erlittener Gewalt nicht schweigen“. Mittwoch, 17 Uhr: Heimatlos zu Hause? Zum sozialen Preis gesellschaftlicher Revolutionen“. 20 Uhr: Die Zeit heilt alle Wunden … Wirklich alle?“ Donnerstag, 17 Uhr Das Ende der Kriegslogik Zur beispielhaften Friedensarbeit von Sant’Egidio“ 20 Uhr: „Nächstenliebe kennt keine Obergrenze!?“, und „Befreiung zur Zukunft und Erinnerung“ und “Alle reden vom Wetter, wir vom Klima. Herausforderungen einer klimagerechten Politik“ sowie: „Zuversicht ohne Gott?“

Mehr Informationen findet Ihr auf der Website http://www.katholische-akademie-dresden.de/reihen/erinnerungmachtzukunft 

Den einzigartigen Charme Dresdens etwas genauer entdecken

(Dritter Advent – 17. Dez.)  Dresden ist jede Reise wert: Frauenkirche und Alte Meister, Blaues Wunder und Grünes Gewölbe, moderne City und barocke Altstadt, Elbflorenz und sächsische Landeshauptstadt. Während dienstags eher historische Stätten erkundet werden, widmen wir uns zum Ende dem kunstsinnigen Dresden.

Abwechslungsreiche Exkursionen bahnen am Kongressfreitag verschiedene Zugänge. Das gilt nicht nur für die Verkehrsmittel: drei verschiedenen Stadtführungen zu Fuß, mit einem roten Doppeldeckerbus oder einer extra reservierten ND-Straßenbahn.

Führungen werden zudem in der Frauenkirche, dem Hygienemuseum, dem Militärhistorischen Museum, der Hofkirche und dem Residenzschloss angeboten.

Für Kunstliebhaber ist bestimmt der Besuch der Gemäldegalerie Alte Meister oder des Neuen Grünen Gewölbes interessant. Als ein etwas entfernteres Ziel steht Bautzen mit dem Gelben Elend und dem Sorbischen Museum, auf dem Programm.

Die Vielfalt ist groß. Vergnügliches Auswählen. Ihr könnt direkt bei der Anmeldung bereits Eure Wunschexkursionen angeben. Die Nikoläuse sind dann längst Erinnerung.

Erinnerungskultur erleben & erkunden

(18. Dez. – Montag)  Zweifellos: Dresden ist jede Reise wert. Das gilt natürlich nicht nur für die Exkursionen, die traditionell am Freitagnachmittag ein Kongresshighlight bieten. Auch der Dienstag führt zu unterschiedlichsten historischen Stätten, bringt uns mit Zeitzeugen ins Gespräch und schöpft aus der vielfältigen Archiv- und Museumslandschaft.

Hier der Vorgeschmack. Viel Vergnügen beim Suchen & Finden:

Erinnerungsdialoge – Zeitzeugengespräche

  • August der Starke und Elbflorenz: Christoph Poetsch, ehemaliger Leiter des kath. Büros, erläutert das barocke Dresden an der katholischen Hofkirche und dem Umfeld
  • Synagoge und jüdisches Leben: 1840 wurde die von Semper gebaute Synagoge geweiht, 1938 vollständig zerstört. Fast ein Wunder, dass 2001 eine neue Synagoge errichtet wurde. Alexander Nachama berichtet über das wechselvolle jüdische Leben.
  • Der 17. Juni und Dresden zur DDR-Zeit: Siegfried Reiprich von der Stiftung Sächsische Gedenkstätten führt das Leben in der Bezirkshauptstadt im Tal der Ahnungslosen vor Augen.
  • Der 13. Februar und kontroverses Erinnern: Der Gedenktag der Bombardierung ist ein explosiv-politisches Streitthema. Über die Instrumentalisierungen der jüngsten Geschichte diskutieren wir mit Joachim Klose.
  • Herbst 1989 – Friedliche Revolution. Frank Richter und der frühere OB Herbert Wagner gehören zu der „Gruppe der 20″, die erstmals in der DDR einen friedlichen Dialog zwischen Demonstranten und Staatsmacht vermittelten.
  • Bunte Kirche Neustadt: Mitten im Szeneviertel (Foto) öffnen sich Räume für kirchenferne und suchende Menschen. Ein Projekt mit wechselvoller Geschichte.

Museumsführungen

  • Hygienemuseum: Präsentiert rund um die Kernausstellung „Abenteuer Mensch“ die kulturellen, sozialen Veränderungen in der Gesellschaft.
  • Militärmuseum: Eine Spurensuche nach den Ursachen von Krieg und Gewalt. Die neue Konzeption im Libeskind-Gebäude durchbricht militaristische Konventionen.
  • Gedenkstätte / Gedenkweg Pirna-Sonnenstein ; erinnert an die Euthanasie-Aktion des NS-Regimes. Entstanden ist die Gedenkstätte durch eine Bürgerinitiative nach der Wende.

Stadtführungen

  • Neustadt: liegt am rechten Ufer der Elbe, nach der Brandkatastrophe 1685 im barocken Stil wieder aufgebaut findet sich in der Neustadt neben Bauten der Jahrhundertwende viel kulturelles Leben.
  • Gedenkstätte Münchener Platz verdeutlicht an historischer Stelle die Rolle der Justiz in der NS-Zeit und zu DDR-Zeiten. Dazu gibt es ein Hintergrundgespräch mit der Gedenkstätten-Stiftung.
  • Bombardierung Dresden Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges kommt es zu einem verheerenden Angriff auf die Stadt. Die Recherche zeigt Kriegsschäden und Aufbauleistungen.
  • Architektur- und DDR-Geschichte – am Beispiel der großen Einkaufsstraße vom Bahnhof zur Kathedrale führt mitten hinein in die pulsierende Stadtmitte
  • Die russische Seite Dresdens: In der DDR galt Dresden als ein sowjetischer Kristallisationspunkt. Wir spüren den deutsch-russischen Beziehungen nach.
  • Semperoper: Neben der Frauenkirche wahrscheinlich das zweibekannteste Wahrzeichen erlebte die Sächsische Hof- und Staatsoper glanzvolle Höhepunkte und furchtbare Katastrophen
  • Buchmuseum: Der einzigartige Maya-Codex in der Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek zeigt uns eine ganz andere Geschichtsüberlieferung und wirft viele Fragen auf.

In den nächsten Folgen geht es um Personenrätsel rund um Dresden.

 

 

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