In der letzten Adventskalender-Woche geht es um Personenrätsel. Die Auflösungen kommen – welch‘ Überraschung – zu Weihnachten.
(19. Dez. – Dienstag) Ihr erinnert Euch vielleicht an „Was bin ich?“ – Das heitere Beruferaten von Robert Lemke, wo nach falschen Antworten Fünf-Markstücke in ein Schweinerl gesteckt werden mussten. Sehr gut, denn der Dresdener, um den es im Folgenden geht, feierte genau in diesen Jahren sie größten Erfolge.
Er war Schüler des Bischöflichen St.-Benno-Gymnasium in Dresden und schloss Ostern 1935 mit dem Abitur ab. Sprachen lagen ihm wesentlich mehr als Naturwissenschaften. Mit einer Ausnahme: Die Berechnungen der Bewegungsmomente und Flugwege von Luftblasen, die mit Leder umhüllt wurden. Das half dem Bank- und Pharmazie-Kaufmann beim Überstehen des Weltkrieges. Nun, eine Idee?
Er kickte für den Dresdener SC, gewann 1943 und 1944 zwei Meisterschaften, schoß 17 Tote in 16 Länderspielen. Der Klub wurde nach dem Kriegsende als „bürgerlicher Verein und Symbol feudaler Cliquenwirtschaft“ verboten. Fußballerische Station folgten unter anderem FC St. Pauli und Hertha BSC. Teilweise hielt sich der Spieltrainer mit interzonalen Schmuggelgeschäften über Wasser. Er ist der einzige, der der Nationalteams der DDR, des Saarlandes und der Bundesrepublik trainiert hat, aber von autoritären Drillmethoden nichts hielt. Persönlich beleidigt war er über das Tor von Jürgen Sparwasser im innerdeutschen Duell. Umso glückseliger dann das Finale dahoim.
Ihr erinnert Euch? Wie schön.
Heiteres Dresdener Personenraten
(20. Dez.- Mittwoch) Er ist ein arroganter Lackaffe, der Herr Professor, Spross eines alten westfälischen Adelsfamilie. Allzugern mischt er sich ungefragt in Kriminalfälle ein. Statt good cop – bad cop geht es um einen leicht prolligen Kriminalkommissar und den snobistischen Rechtsmediziner. Das Casting gewann er, weil er 13 Obduktionen zugesehen habe. Na, eine Spur eines Dresdener?
Tatort Politik. Fünf Tage vor dem Fall der Mauer endete seine Rede auf der riesigen Alexanderplatz-Demo: „Die vorhandenen Strukturen, die immer wieder übernommenen prinzipiellen Strukturen lassen Erneuerung nicht zu. Deshalb müssen sie zerstört werden. Neue Strukturen müssen wir entwickeln, für einen demokratischen Sozialismus. Und das heißt für mich unter anderem auch Aufteilung der Macht zwischen der Mehrheit und den Minderheiten.“
Er stammt aus einer Theaterfamilie. Als Schüler trat er erstmalig 1980 im Studententheater der TU Dresden auf, schloss sich dem Arbeitertheaterensemble „Dramatischer Zirkel des VEB Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden“ an, um 1987 das Rahmenlicht der ganz großen Bühnen mit dem Deutschen Theater Berlin zu betreten. Sein Schatten ist 1,76 m klein, aber sein Erfolg ist groß.
Ihr erinnert Euch? Oder kann jemand die Lösung liefern?
Heiteres Dresdener Personenraten Teil 3
(21. Dez. – Donnerstag) Heute geht es um jemanden, bei dem unklar ist, ob er überhaupt jemals in Dresden gewesen ist. Aber er passt hervorragend zum Geist dieser Stadt. Eines seiner Motto lautet: „Freiheit wird nie geschenkt, sondern immer nur gewonnen.“
In diesen Tagen ist die Berliner Mauer fast so lange niedergerissen, wie sie gestanden hat. Welchen Sound hat ‚Freiheit‘ für diejenigen, die den Mauerfall nicht erlebt haben? Was bedeutet das für das für ihr politisches Verständnis und das historische Gedächtnis? In Dresden vermittelte couragiert die Gruppe der 20 zwischen der Staatssicherheitsmacht und der Bürgerbewegung. Die werden auf dem Kongress erzählen, welche Freiheitsgefühle sie motivierten.
Der Zeitzeuge – aufgewachsen in der Kölner Südstadt – hat übrigens den Mauerfall auch nicht erlebt, aber er hatte einen scharfen Blick für Unfreiheiten. In der jungen Bundesrepublik, auch im kirchlichen Milieu schrieb der Protagonist der deutschen Linksintellektuellen gegen den restaurativen Zeitgeist an. „Freiheit, von der man keinen Gebrauch macht, welkt dahin.“ Diese Mahnung gilt auch heute.
Ihr erinnert Euch?
Heiteres Dresdener Personenraten Teil 4
(22. Dez. – Freitag) „Einmischung ist die einzige Möglichkeit realistisch zu bleiben.“ Diesen Satz von Heinrich Böll könnte sie unterschreiben. Ihre politische Haltung grundierte sich auf dem Annen-Gymnasium, fünf Minuten von Zuhause entfernt. „Mein Drang, mich einzumischen und meine Positionen zu vertreten – manchmal auch, weil eben niemand anderes diese Aufgabe übernehmen wollte – führte dazu, dass man mich jahrelang immer wieder zur Klassensprecherin und schließlich auch zur Schulsprecherin wählte.“
Die Studentin der Slawistik mit den Nebenfächern Amerikanistik und Öffentliches Recht an der TU Dresden engagierte sich im “Protestbüro“, als es um bessere Studienbedingungen ging. „Allein die Weihnachtsferien reichten aus, um das einst breite Engagement für bessere Bildung bei den meisten Studierenden erlöschen zu lassen“, so ihre Erkenntnis.
Deshalb begann sie sich parteipolitisch zu engagieren und wurde 1999 in den Dresdener Stadtrat und in den Sächsischen Landtag gewählt. Seit 2005 ist sie Abgeordnete im Bundestag. Das hinderte den Verfassungsschutz aber nicht, die aktuelle Bundesvorsitzende zu beobachten.
Heiteres Dresdener Personenraten – Letzter Teil
(23. Dez. – Samstag) Am 16. Oktober des Jahres 1985 – so seine präzise Erinnerung – habe er sein Talent zur Schriftstellerei entdeckt, als er die Schönheit roter Rosen im heimischen Garten in einem Gedicht eingefangen habe. Zwei Jahre später veröffentlichte der Eulenspiegel seine erste Satire.
Bis er wirklich Schriftsteller wurde, dauerte es 19 weitere Jahre. Zuerst war der Wunsch drängeliger, Mediziner zu werden. Der Sohn eines Arztes verpflichtete sich für drei Jahre als Unteroffizier der NVA, um eine Zulassung zum Studium zu bekommen. Seiner Karriere war aber nicht förderlich, dass man bei ihm Schriften vom ausgebürgerten Dissidenten Wolf Biermann bei ihm fand. Zwei Wochen in Arrest fuhr er ein, weil er den Befehl verweigerte, gegen Demonstranten in Dresden vorzugehen.
Nach dem Zusammenbruch der DDR durfte er endlich Medizin studieren, bis der Schreibdrang übermächtig wurde. Für sein Werk „Der Turm“ bekam er 2008 den deutschen Buchpreis. Es beschreibt die Dresdener Szenerie bis zur friedlichen Revolution. Nun, eine Idee?