Am Freitag, dem dreizehnten März, waren die Weichen gestellt. 60 Seiten Programm waren layoutet und warteten, in den Druck zu gehen. Im Endspurt hatten wir in der Programmkommission das eine oder andere inhaltliche Schmankerl im Kongressgeschehen verankert.
Aufbrüche halten wir Programmgestalter*innen für notwendiger denn je. Nach dem politischen Sündenfall zu Erfurt mit den folgenden Verwerfungen. Die Terroranschläge in Halle und Hanau. Beim Synodalen Weg angesichts der Streitereien in der Bischofskonferenz und nach der allerhöchstens halbherzigen Aufnahme der Ideen der Amazonien-Synode durch Papst Franziskus.
Deshalb hatten wir mehrere rote AufbruchsFäden geknüpft durch das Kongressgeschehen im Dialog mit Treiberinnen und Treibern der Transformation.
- Eine Stärkung von Demokratie.Leben – mit dem Podium mit ZDF.Chefredakteur Dr. Peter Frey und dem Umwelt-Aktivisten Tobi Rosswog, mit dem vertiefenden Forum zu Desinformationen als realer Bedrohung der Mediengesellschaft und einer Debatte zum (Rechts)Populismus in Europa.
- Der ungeduldige und aufklärerische Aufbruchswillen von Frauen in der Kirche mit Foren mit Maria 2.0-Aktivistinnen, einem Frauengottesdienst, aber auch den Initiativen der kfd.
- Der synodale Weg mit der innerkirchlichen Machtfrage, einer ersten Zwischenbilanz, aber auch mit der Frage nach den lokalen Umsetzungen im Bistum Mainz.
- Die ökologische Frage der jüngeren Generation an die Verantwortlichen, lautstark von den FridaysForFuture formuliert nach HandlungsAufbrüchen und politischen Konsequenzen, aber auch mit Antworten aus stadtplanerischer Perspektive.
Beim Kongress ist es auch um unsere persönliche Haltung gegangen, aufzubrechen und Akteure der Veränderung zu werden. Eben in der Osterwoche Neues zu denken und wagen, christlich zu handeln und einfach zu leben.
Tja, das war unser Plan gewesen.
Am gleichen Tag – Freitag, der 13. halt – schrieb uns das bischöfliche Willigis-Gymnasium, dass sie wie alle Schulen in Rheinland-Pfalz bis nach den Osterferien die Türen zusperren. Das Gesundheitsamt Mainz-Bingen wusste vom AufbruchsKongress und die Geschäftsstelle war seit längerem im Kontakt. Die Stadt Mainz hatte gerade Veranstaltungen über 1.000 Personen verboten. Die Grenze der Allgemeinverfügung sank übrigens am Samstag auf 75 Leute.
Unsere Sorge um das Wohlergehen aller beim Kongress ist für den harten, aber folgerichtigen Beschluss entscheidend gewesen. In der Programmkommission haben wir seit Anfang März diskutiert. Ähnlich die ND-Leitung. Die Absage hatte sich in den Vortagen abgezeichnet.
„Erst mal: Scheiß Virus! Es ist zum Haarölsaufen… Hunderte Stunden Vorbereitung für die Katz… Tausend Dank für all deine Mühe! Irgendwo wird sie dann doch nicht ins Leere gelaufen sein … sagt der Theologe.“ Vielleicht ist auch Haare ausraufen gemeint gewesen, aber unsere Stimmungslage trifft die Mail ganz gut.
Eine Spontanumfrage unter den Programmgestalter/innen ergab: Zwei Drittel plädierten für eine Neuauflage im nächsten Jahr. Die Signale stehen gut, noch nicht ganz auf Grün, dass der AufbruchsKongress in Mainz in der Osterwoche 2021 durchstartet. Die Leitung hat unter den Ratsmitgliedern einen entsprechenden Umlaufbeschluss initiiert.