Die Marienburg ist seit 90 Jahren für den Bund Neudeutschland (ND) und auch für die Katholische Studierende Jugend (KSJ) ein prägender Ort. Zu diesem Jubiläum vom 31. August bis zum 2. September werden sich mit vielen ND’ern weit über die Region hinaus auch besonders prominente Gäste einfinden: Walter Kardinal Kasper, der selbst einmal ND-Gaugraf war, Weihbischof Thomas Renz Vatikan-Botschafterin i. R. Annette Schavan und andere.
Ein Rückblick auf die Geschichte der einstigen Fuggerburg. 1927 wurde die Burg auf ihre Eignung als Heim für ND begutachtet. Niederalfingen erhielt den Vorzug vor dem mitkonkurrienden Wäscherschlössle. Zuvor war die Burg Bleibe für die Jugendbewegung „Wandervogel“, mit der es anfangs Auseinandersetzungen gab.
ND’er mussten Hitler-Jugend weichen
Es gab sogar einen Überfall von Radaubrüdern, den der gerade anwesende Landes- Justizminister Dr. Beyerle schlichtete, dessen Söhne ND’er waren. Ab 1928 bestimmten dann endgültig die ND’er das Leben auf der Burg. Allerdings nur für acht Jahre. 1936 mussten sie der Hitler-Jugend weichen. Schon ein Jahr zuvor hatte die Gestapo Abhöreinrichtungen installiert. 1942 zog eine französische Kavallerieabteilung der unter Masrchall Petain mit den Deutschen paktierenden Vichi-Regierung in die Burg ein. Die Truppe zog sich in den letzten Kriegstagen nach Sigmaringen zurück, wo sie von de Gaulles Truppen gefangen genommen und später als Kollaborateure hingerichtet worden sein sollen.
1945 konnte ND die Burg wieder in Besitz nehmen. Und da erwies sich die langjährige Burgköchin „Tante Lina“ als absoluter Glücksfall. In diesen schweren Notzeiten fütterte sie mit vielen Großstadt-Jugendlichen auch viele hungrige Burgbesucher aus der Umgebung durch – nicht zuletzt die Georgspfadfinder – die ihren Gau nach der Burg benannt hatten. Für viele unvergessen 1947 der Besuch des von den Nazis aus seiner Diözese verbannten Bekennerbischof Dr. Johann Baptista Sproll. Obwohl der Schwerkranke nur auf einem Tragsessel befördert werden konnte, besuchte er das ND-Südmarktreffen mit 400 Beteiligten. Nach einer Wallfahrt zur Hüttlinger Marienkapelle mit dem geistlichen ND-Leiter Pater Esch SJ an der Spitze, weihte er das Niederalfinger Bollwerk als Marienburg.
Aber auch darüber hinaus waren alle ND-Treffen unter dem Motto ihres Bundes „Neue Lebensgestaltung in Christus“ auf der Burg jedesmal ein Ereignis fürs ganz Hüttlingen- unter anderem die jährlichen Lager der Kölner NDer, vor allem jedoch 1956 das Europa-Lager, bei welchem an der Dorfkapelle ein Sühnekreuz errichtet wurde, und 1957 das Ernst-Reuter-Dorf mit Berliner Jugendlichen.
Zum Leben auf der Burg hat nicht zuletzt der Verein „Heimatliebe Niederalfingen“ mit eigenen Festen beigetragen. Deren Mitglieder halfen auch bei der Vorbereitung der Robbin-Hood-Aufführungen durch das Theater der Stadt Aalen.
1963 bis 1966 wurde mit Spendengeldern und viel persönlichem Einsatz von ND’ern der denkmalgerechte unauffällig eingepasste Anbau errichtet, durch den die Burg zu einer zeitgemäßen Freizeitsstätte wurde. Die Burg wird seither von der KSJ genutzt. Mit Blick auf sie wurde der Mietvertrag 2012 durch unermüdlichen Einsatz des damaligen Burgbeauftragten Bernd Brasse (Ellwangen) erneut verlängert – von Kirchengemeinde, von Firm- wie Ministrantengruppen, von kirchlichen und weltlichen Vereinen, von Schulklassen, von Sprachkursen, Chor- und Musikgruppen, von jungen Erwachsenen und Familien. Dabei erwiesen sich ein neu geschaffener Speisesaal als Glasanbau und andere Umbaumaßnahmen von großem Nutzen.
Das Jubiläumsprogramm
Freitag: Es gibt ein gemütliches Zusammensein zum Auftakt des Festes.
Samstag: Burgführungen in Kleingruppen, Bilderschau über die zurückliegenden 90 Jahre. Präsentation des künstlerischen Schaffen des 2015 verstorbenen Raphael Seitz, der mit farbigen Fenstern auch dem jetzt neugestalteten Meditationsraum im Bergfried eine besondere Note gegeben hat. Am Nachmittag Gesprächsrunden mit dem Uni-Kanzler Ignaz Bender über dessen Buch „Weltordnung“,sowie mit ND-Regionalleiter Wolfgang Kramer über „Wo steht die Kirche heute“. Moderation P. Martin Hurter SJ..
„Einstieg“ heißt das Motto des den Tag abschließenden Bunten Abends.Lagerfeuer und gemeinsames Singen-
Sonntag: Um 9.30 Uhr Festgottesdienst mit Walter Kardinal Kasper und Weihbischof Thomas Maria Renz im Zelt im Burggraben. Um 11 Uhr Empfang der Ehrengäste. Um 12 Uhr Festvortrag von Pater Klaus Mertes SJ: „Besondere Orte für die Jugerd – früher und künftig“.
Text von Erwin Haffner, Redakteur des Pfalzbriefes der Region Württemberg. Der Artikel ist gestern in der Gmünder Tagespost erschienen. Das Bild aus dem Jahre 1957 zeigt den Besuch des verstorbenen Diözesanbischofs Dr. Carl Joseph Leiprecht bei einem ND-Pfingsttreffen in Niederalfingen.