Wir wollen den Mainzer AufbruchsKongress nicht sanglos und klanglos verstreichen lassen. Deshalb haben wir etwas umgeplant. Alle Teilnehmer*innen des AufbruchsKongresses bekommen per Mail einen ‚Tagespropheten‘. Dieser glossiert aber nicht unser geplantes AufbruchsProgramm, sondern enthält jeweils einen Fragebogen, Geistlichen Impuls und ein Quiz enthalten. Hier auf dem ND-Blog veröffentlichen wir den täglichen Fragebogen. Wer den ‚tagespropheten‘ einfach eine Mail an kongress@nd-netz.de
Fragen zur Zeit: Matthias Ermert
Den Anfang macht Matthias Ermert. Als Mainzer in der Programmkommission ist er für die lokalen Kontakte und Spezialitäten „Weck, Worscht, Woi“ verantwortlich.
Hand auf‘s Herz: Erlebst Du gerade die Zeit als Entschleunigung oder als puren Krisenstress?
Deutlich mehr Krisenstress als Entschleunigung, was auch damit zu tun hat, dass ich aufgrund der aktuellen Situation beruflich viel (um) organisieren muss. Schwierig ist es dort, wo sehr unterschiedliche Befindlichkeiten von Menschen zu berücksichtigen sind, die zusammenarbeiten müssen; unproblematisch dort, wo alle ungefähr dasselbe Empfinden zum Umgang mit der Situation haben.
Was beschäftigt Dich gerade?
Mich beschäftigt,
– mit älteren Menschen, insbesondere den eigenen Eltern, einen vernünftigen Modus cumcoronavivendi zu finden;
– dass die zahlreichen Video- und Telefonkonferenzen noch deutlicher entlarven, wieviel Zeit auf weitgehend Inhaltsleeres verwendet wird.
Hat der Corona-Virus Dein Leben umgekrempelt?
Stark verändert ja, umgekrempelt nein.
Was ist derzeitig der schmerzlichste Verzicht?
1. Die fehlende Möglichkeit, sich persönlich mit Freunden und Familienangehörigen zu treffen.
2. Das Ausfallen des jährlichen Familientreffens mit den Eltern, Geschwistern, deren Ehepartnern und Kindern zu Ostern sowie des ND-Kongresses.
3. Der Perspektivenwechsel und die Auflockerung, die mit Ortswechseln verbunden ist.
Was gibt Dir Hoffnung?
Hoffnung gibt mir,
1. dass alle auf der untersten Stufe der Bedürfnispyramide stehenden Bedürfnisse in unserem Land trotz aller weitreichenden Einschnitte weiterhin befriedigt werden. Deshalb lasse ich es auch niemals unwidersprochen, wenn jemand die aktuelle Situation mit der Kriegs- oder Nachkriegszeit vergleicht;
2. dass man den Eindruck hat, in ein ziemlich gut funktionierendes Gemeinwesen eingebettet zu sein, in dem man während dieser Zeiten erfreulicher- und notwendigerweise mal wieder auf die leisen Stimmen der Vernunft hört und
3. dass an die Stelle von Leere schnell auch schöne Rituale treten. So holt mich beispielsweise meine Tochter seit zwei Wochen jeden Abend mit dem Fahrrad von der Arbeit ab, was mir sehr gut gefällt.
Wie kommst Du durch die gottesdienstlose Zeit?
Gut. Auch wenn etwas fehlt.
Deine Lieblingsmusik?
Doch eher laut als leise. Namentlich und exemplarisch: Muse.
Hast Du einen Literaturtipp für uns? (Warum)
Sling (Paul Schlesinger): „Richter und Gerichtete“ Unterhaltsame feuilletonistische Gerichtsreportagen aus den 1920er Jahren mit dem Blick sowohl fürs Detail als auch das große Ganze
Was sollte man sich im Netz unbedingt anschauen?
Der Banker – Master of the Universe. Weil man danach einige Mechanismen unseres Wirtschaftssystems besser versteht, ohne dass einem irgendeine Verschwörungstheorie verklickert wird. https://www.bpb.de/mediathek/225092/master-of-the-universe
Was wird das Erste sein, was Du nach der Corona-Krise größtem Vergnügen machst?
Freunde treffen, Reisen (ohne Flugzeug) und Urlaub. Allerdings wird es DEN Moment, an dem die Corona-Krise beendet ist, wohl gar nicht geben, sondern Covid19 sich einfach nur zu den weiteren Corona-Viren hinzugesellen, mit denen man sich jederzeit infizieren kann.
Wenn das Corona-Schlamassel einigermaßen überwunden ist: Welche Erkenntnis oder Lernerfahrungen sollte die Gesellschaft beherzigen?
„Flugzeuge zu Pflugscharen“. Ich gehe aber davon aus, dass die Gesellschaft sowieso nichts beherzigt.
Was Du immer noch sagen wolltest?
Wir sehen uns 2021 in Mainz!