Heute vor 98 Jahren liegt etwas in der Luft. Das Kaiserreich hat sich erledigt. Perspektiven eröffnen sich, das Land im christlichen Geist neu & mit zu gestalten. Jesuitenpatres und Religionslehrer gründen einen Verein für katholische Pennäler. Der tags drauf im Kölner Amtsblatt mit Erzbischöflichem Segen verkündet wird. Der sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen über das katholische Rheinland hinaus in der ganzen Republik großen Anklang findet und alsbald von der Jugendbewegung tief inspiriert ist. Von diesem Gründungsmomentum aus lassen sich viele eindrucksvolle Geschichten weitererzählen und die bisweilen komplexen Verbandsentwicklungen nachzeichnen.
Heute, 98 Jahre später, stellen sich zwei zentrale Fragen:
- Wer feiert das Hundertjährige?
- Und: Was feiern wir?
Keine Option ist es, dieses Datum sang- und klanglos verstreichen zu lassen.
Lasst uns alle – dies ist unser Vorschlag – das Jubiläum gemeinsam feiern! Junge und Alte, Frauen und Männer, Großeltern und Kinder. Ganz egal, ob sie erst hundert Tage oder gefühlte hundert Jahre Verbandsmitglied sind oder erst einmal neugierig auf KSJ, Heliand und ND sind. Laden wir auch diejenigen ein, die verblüfft feststellen: „Was – euch gibt es noch?“. Alte Freundinnen und Freunde aus Hochschulringzeiten, aus dem Mädchenkreis und der Schülergemeinschaft. Auch diejenigen Skeptiker sind herzlich willkommen, die das Jubiläum feiern und im Anschluss das Licht ausknipsen wollen. Übrigens: Ein Kurzschluss.
Das Jubiläum ist nicht nur eine ganz ausgezeichnete Gelegenheit des Wiedersehens alter Gefährten, sondern vielmehr eine exzellente Chance, neue Wegbegleiter kennenzulernen und zu gewinnen. Der Reichtum der Begegnung liegt in der Vielfalt unserer Talente. Diese wach zu küssen ist die Aufgabe der Programmgestalter/innen. Summa summarum: Das Jubiläum gehört allen, feiern wir es gemeinsam!
Gibt es überhaupt etwas zu feiern? Die Zeit der Lagerfeuer und kurzen Hosen ist vorbei. Die meisten von uns sind in die Jahre gekommen, die Beschwernisse nehmen zu und die Zeit ist kostbar geworden. Sicherlich lässt sich ein Festakt mit wohlfeilen und erbaulichen Reden organisieren. Sicherlich ein Bestandteil, aber gewiss ist er nicht der Kern unserer Jubiläumsvorstellung.
Rücken wir den Aufbruch ins Neue und noch wenig Bekannte ins Zentrum unserer Jubiläumsbegegnung. Dabei fallen die lebendigen Erinnerungen und der „historische Rucksack“ nicht hinten runter. Ganz im Gegenteil: Die Tradition unserer gemeinsamen Geschichte lässt sich auch erzählen als Linie von Veränderung und Innovation, von neugierig-sein, mutig experimentieren und neu aufbrechen. Denken wir an die Jugendbewegung, an die liturgische Erneuerung, an die Frauenemanzipation, an die Studentenproteste, an die Konziliaren Prozesse im Vatikan und in der Gemeinde & Gemeinschaft vor Ort für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, an die Ökumene – und vor allem an die Personen, die diese Anliegen vorwärts gebracht haben.
Bei allem Respekt vor den vielfältigen Traditionen, die auch zum Tragen kommen müssen: Veränderung und Innovation beim Jubiläum bedeutet vielfältige liturgische Feiern, das Aufgreifen gesellschaftlicher Debatten, ein breit gefächertes methodisches Repertoire und ein Maximum an Teilhabe, gerade auch für neue Interessierte und ein alle Generationen ansprechendes Programmtableau. Ein entsprechendes Motto lässt sich finden.
Köln ist als Ort gesetzt. Aber über eine Verschiebung stärker ins Wochenende muss diskutiert werden. Die Programmgestalter sollten gleichberechtigt aus allen drei Verbänden kommen.
Der Motor des Fortschritts sind wir selber. Hüten wir zum Jubiläum nicht die Asche. Bewahren wir nicht nur die Glut. Sondern schüren wir zusammen das Feuer! Nutzen wir die kommenden 729 Tage.
Christian Pöpperl, Familie Sandfort mit Barbara, Uwe, David und Benedikt, Franz Eberhardinger, Hartmut Otto, Heiner Pasternak, Heribert Graab, Hermann Weische, Joe Menze, Klaus Neumann, Matthias Respondek, Maria Fischer, Michael Schler, Peter Barzel, Pia Weische-Alexa, Richard Hartmann, Tobias Deimeke
Zunächst danke an alle, die den Gedanken des gemeinsamen Jubiläums ND/Heliand/KSJ angeregt haben. Trotz aller Spannungen in der Geschichte der drei Gemeinschaften- für die, wie ich meine, strukturelle Fragen eine nicht zu unterschätzende Rolle gespielt haben – ist der Schwerpunkt auf das, was uns verbindet, zu fokussieren. Auch wenn im Alltag diese Verbindung nicht ständig wahrgenommen wird. Der Jubiläumskongress würde zudem in besonders markanter Weise die Forderung des letzten ND-Bundesrates nach einer gemeinsamen Veranstaltung im Jahr erfüllen.
Über die Dauer des Kongresses wird fast so lange kontrovers diskutiert wie über den Namen diskutiert wurde! Der Vorschlag, ihn statt Montag bis Samstag nun Mittwoch bis Sonntag ist aus meiner Sicht keine wesentliche Verbesserung, es ist gerade mal ein gewonnener Arbeitstag… Dann lieber generell ganz kürzen auf das Wochenende mit einigen prägnanten Veranstaltungen und, ähnlich wie beim Heliand, für diejenigen, die können und wollen, davor oder danach eine thematische Tagung anbieten.
An alle, die sich für dieses anstehende Vorhaben tatkräftig engagieren wünsche ich viel Ausdauer und Mut, ein gutes Gelingen!
Herzlichen Gruß aus Hildesheim,
Marie