Coronazeit als Déjà-vu

Die Coronazeit kommt mir vor wie ein Déjà-vu. Menschen, die z.B. durch eine Chemotherapie ein geschwächtes Immunsystem haben, kennen Zeiten mit stark eingeschränkten Kontakten und den Verzicht auf gesellschaftliche Teilnahme bereits. Eine solch einschneidende Erfahrung kann Relationen, Prioritäten und Perspektiven befreiend verändern. Dabei bleibt auch vom Glauben und von der Glaubenspraxis nur noch das übrig, was sich als tragend bewährt hat und als echt erwies. Unwichtiges, Aufgesetztes und Äußerliches verblassen.

Deshalb sehe ich in der allgemeinen Kirchenfastenzeit eine Chance der Reinigung und warne vor virtuellem Aktionismus mit unausgesprochenem „Wettbewerb“ um die bestgestalteten Gottesdienste. Denn den Ablenkungen der Feiern der Hochfestliturgie nun entrissen, könnte das ungewöhnliche Kirchenfasten allen Gläubigen und Geistlichen den Wert und die Bedeutung des eigenen Glaubens in Gemeinschaft, bzw. der Kirche, unverfälscht aufzeigen.

Unter normalen Umständen findet das Kirchenfasten im Kirchenjahr zwischen Gründonnerstag und der Osternacht statt. Dann herrscht Grabesruhe, die Kirchenglocken und alle Kirchenmusik verstummen. In der diesjährigen Fasten- und Osterzeit gibt es für die Gläubigen nur noch virtuelle Gottesdienste. Dabei erinnern mich die Bilder eines Priesters vor leeren Bänken in der Kirche an ein Wort des Propheten Ezechiel. Dort heißt es im 34. Kapitel, dass Gott den Hirten die Schafe wegnehmen und sie selbst weiden wird.

Beate Koch, Steinfurt

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