Unter dem Brennglas der Pandemie

Die Corona-Pandemie und die mit ihr verbundenen Einschränkungen fokussieren wie ein Brennglas dem und der Einzelnen wie den Gesellschaften die kritischen Punkte, die Neuorientierungen einfordern. „Die Hüften gegürtet, den Stab in der Hand“ (Ex 12,11) nenne ich ohne große Revision meine ganz persönlichen Punkte.

AufbruchsGedanken von Raimund Fischer

Die Pandemie hat mir persönlich den Wert konkreter Beziehungen bewusst gemacht, vor allem in meiner Familie, aber auch zu meinen Kollegen*innen. Ich habe bereits begonnen, meine Kontakte bewusster zu pflegen, mich auch einfach mal so zu melden – frei nach der benediktinischen Regel „Die Brüder sprechen sich oft, aber kurz“. Zu diesem Beginnen gehört, dass ich das jetzt – zum Beispiel hier – festhalte, mir aufschreibe als Erinnerung.

Intensivere Kontakte

Merkwürdig: Gerade in der Zeit der Kontaktbeschränkung wird mir der Wert der Gastfreundschaft überdeutlich, wohingegen die Neugier auf die vielen Kontakte schwindet. Oft fühlte ich mich wie der Klassenclown, der quer zu allen Qualitätssicherungen Fantasie und Kreativität lehrte. Natürlich habe ich mich gefreut, dass mich einige Menschen darauf angesprochen und mich gelobt haben. Mehr noch habe ich mich gefreut, dass einige Schülerinnen und Schüler sich auf ihre ureigenen Qualitäten besonnen und fantasievoll gearbeitet haben, statt sich unter der Bettdecke zu verkriechen. 

Frohe Botschaft ansteckend

Zu den Kreisen, die mein Leben zog und zieht, gehören konkrete kirchliche Kreise, dazu der Austausch mit religiös bzw. philosophisch wachen Menschen. Die Wagenburg-Mentalität der Korrekt-Gläubigen und Ritual-Fetischisten wird mir zunehmend beängstigend und belastend, ich suche die verbindliche Fröhlichkeit, den klugen und zugleich ansteckenden Glauben, der frische Luft verträgt und braucht.

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Hingabe durchkreuzt alle Systeme – sogar den Tod.

Was Karfreitag uns in der Kirche heute bedeuten kann und wie es über Ostern hinaus weist. Melanie Rems hat dies als Beitrag für den Blog empfohlen.

Eine Predigt von Pfarrer Markus Hoitz, Königswinter 2021

Meine Schwestern und Brüder im Herrn, unsere klassischen Kreuzwege kennen 14 Stationen. Bei der letzten Station wird Jesus ins Grab gelegt. Vielleicht müsste man heute eine 15te Station hinzufügen. Sie überspringt die Auferstehung und Himmelfahrt des Gekreuzigten. Die 15te Station heißt „Missbrauch“. 

Und damit meine ich nicht nur den „sexuellen Missbrauch“, denn Missbrauch fängt wesentlich früher an. Der sexuelle Missbrauch ist nur das Ende vom Lied, sozusagen die letzte Strophe. Missbrauch fängt da an, wo ich meine Wahrheit absolut setze. Da gilt dann nur meine Wahrheit und alle anderen haben sich meiner Wahrheit zu beugen. 

„Die Wahrheit wird euch frei machen“, so heißt es im Johannes-Evangelium (Joh 8, 32). Schön und gut. Aber wenn ich – z.B. als Pastor – es bin, der festlegt was die Wahrheit ist, dann ist es mit der Freiheit vorbei. Und wenn es das Lehramt der Kirche ist, das festlegt, was die Wahrheit ist, dann ist es mit der Freiheit ebenso vorbei. 

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Neue Mitglieder bei Schülern und Studenten gewinnen

Ideen von Josef Klee aus New York City

Mir scheint, dass fast alle herkömmlichen Verbände und Organisationen Schwierigkeiten haben, ihre Mitglieder zu halten und neue jüngere Mitglieder zu gewinnen. Für mich ist Rotary ein gutes Beispiel dieser Situation und für die Bemühungen, eine neue Generation für die Rotary Ziele und Kultur zu gewinnen.

Wenn der ND langfristig überleben will, muss man zuerst die Schüler und Studenten gewinnen, also neben der „ND Jugend“ auch wieder stärker auf die KSJ zugehen.

Eine Idee könnte sein, mit FOCUS zu kooperieren oder sogar zu fusionieren. FOCUS steht für Fellowship Of Catholic University Students und ist eine US-amerikanische Studenten Pastoral Gruppe mit dem Ziel der Neuevangelisierung. Im deutschsprachigen Raum ist sie in Passau, Düsseldorf, Köln und Wien aktiv: www.focus.org

Einige weitere Ideen, wie man den ND stärken könnte:

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Aufbruch – wohin denn?

In manchen Situationen erscheinen Gedanken an Aufbruch weit entfernt.

von Mechthild Bosbach

Ich bin gerade nicht sonderlich in Aufbruchsstimmung – wohin denn? Das Hier und Jetzt ist fordernd genug. Allen Kindern zu Hause und denen aus der Schule jeweils zu Hause gerecht werden, die Berge von Wäsche, Wollmäusen und schmutzigem Geschirr; der immer wieder überfüllte Einkaufswagen – möglichst wenig und kurze Einkäufe mit möglichst wenig Kindern im Schlepptau. Aufbrechen nur ab und zu zum Joggen um den eigenen Block, aber erst wenn es dunkel ist und dann noch mal an den Rechner.

Aufbruch – in welche Kirche denn sonntags? Wenn denn noch welche offen haben – mit kleinen Kindern dabei gerade schwierig. Es gibt noch Orte, die wirken aber eher als Rückzugsräume denn als espritweckende Gipfel. 

Digitale Angebote? „Mama, warum können wir nicht was anderes gucken?“ Bleibt nur der Rückzug auf die eigene Familie. Lieder, Kinderbibel, Gitarre, Rollenspiel. Da fehlt aber ein bisschen der Aufbruch, das klappt nur so punktuell.

Aufbruch – immer neue Welten entdecken, durchdringen, Gott wiederbringen. Wie ein Kind fühlen, staunen, sich freuen. Kopfsprung ins Wasser der Verantwortung, was wagen, ohne Sicht aufs andere Ufer, trotzdem ein klares Ziel vor Augen. Leben wie Jesus von Nazareth – was ist meine Rolle und wo stehe ich? Dann kann ich strahlen und Leuchtturm sein.

Unter dem offenen Himmel

Versuch einer Antwort von Lisa Kötter am 19. März 2021 auf die Veröffentlichung des zweiten Gutachtens zum Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln.

Lisa Kötter ist Mitgründerin der Bewegung Maria 2.0 aus Münster

Wenn auch nur EIN Mensch verletzt wurde oder wird, um ein Amt zu schützen, dann hat dieses Amt die Würde verloren. Das gilt für monarchische wie demokratische Amtsinhaber. Die Würde der Mächtigen stirbt da, wo sie die Würde der Ohnmächtigen verletzen. Die Würde unserer Kirche starb mit der ersten Gewalttätigkeit und deren Vertuschung zwecks Heiligkeits-Vorspiegelung.

Denn damit verriet und verrät diese römische Kirche DEN, von dem sie behauptet, es sei SEINE Kirche. Denn ER, der gesagt hat: „was Ihr den Geringsten tut, das tut ihr mir“, Jesus selbst, ist es, dessen Würde auf dem Altar der Macht und der Glorie geopfert wird.

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Unterscheidung – Gerechtigkeit – Mut

OrdensFrauen für MenschenWürde unterstützen den Synodalen Weg

Sr. Susanne Schneider MC, München
Sr. Hilmtrud Wendorff CJ, Nürnberg

Im Sommer/Herbst 2018 hat sich eine Gruppe von Ordensfrauen aus dem Großraum München zur Gruppe OrdensFrauen für MenschenWürde zusammengefunden. Angesichts einiger Entwicklungen in Gesellschaft und Kirche wollten wir nicht länger schweigen, sondern in der Öffentlichkeit gemeinsam unsere Stimme erheben. Zunächst stand die Aufnahme von Flüchtlingen im Vordergrund, nachdem einzelne Gemeinschaften von uns schon jahrelang Frauen im Kirchenasyl beherbergt hatten. Doch schon bald kamen weitere wichtige Anliegen hinzu. So formulieren wir unsere Ziele im Frühjahr 2019 wie folgt:

  • Für die Würde eines jeden Menschen:
    für ein geschwisterliches Miteinander; für das Recht der Schwächeren; für Respekt und Dialog; für Gewaltfreiheit.
  • Für Solidarität mit den geflüchteten Menschen:
    für Kirchenasyl; für Bekämpfung der Fluchtursachen; für Klimaschutz; für einen Stopp der Waffenexporte.
  • Für Reformen in der Kirche:
    für ein gleichwertiges Miteinander von Frauen und Männern; für die konsequente Aufarbeitung von Missbrauchsfällen; für eine überfällige Überarbeitung der kirchlichen Sexuallehre; für die Zulassung von Frauen zu allen kirchlichen Ämtern und Funktionen.

Eure Ziele sind unsere Ziele

Unsere Ziele aus „für Reformen in der Kirche“ korrespondieren mit den vier Foren des Synodalen Weges:

  • Macht und Gewaltenteilung in der Kirche
  • gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag
  • Priesterliche Existenz heute
  • Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft
  • Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche.

Diese weitgehende Übereinstimmung ist kein Zufall: Der synodale Weg greift die Anliegen auf, die viele Reformgruppen, Verbände und Einzelne seit Jahren oder Jahrzehnten als Themen qualifizieren, die um des Evangeliums willen zu besprechen und zu bearbeiten sind.

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Nachlese zum Thesenanschlag von Maria 2.0 am 21. Februar

Resümee Maria 2.0 übermittelt von Renate Spannig, die die Thesen mit formuliert und auch die Aktion koordiniert hat.

Wir, die Bewegung Maria 2.0, sind überwältigt von der Resonanz auf den Thesenanschlag vom vergangenen Wochenende. Wir freuen uns über eine große Beteiligung und Unterstützung aus 19 Bistümern, in denen die Thesen Maria 2.0 an über 1.000 Dom- und Kirchentüren aufgehängt wurden. Dies geschah an vielen Orten in Kooperationen mit den großen Frauenverbänden KFD, KDFB oder bereits länger bestehenden Reformbewegungen wie Wir-sind-Kirche.

Insgesamt wurde der Thesenanschlag an den Dom- und Kirchentüren von Passanten vor Ort, Interessierten im Netz, den Print- und Online-Medien sowie den großen TV Sendern sehr positiv aufgenommen und kommentiert. 

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Welt im Umbruch – Lasst uns aufbrechen!

AufbruchsGedanken von Peter Barzel

Corona spült die drängenden Fragen an die Oberfläche. Zurück zur Normalität, wie sie vor der Pandemie war, oder Aufbruch zur Lösung der schon lange bekannten Fragen? Wenn wir das Hirschberg-Programm ernst nehmen, müssen wir über den Tellerrand des ND hinausschauen. Wie können wir als Christen und NDer*innen am notwendigen Aufbruch der Welt mitwirken? Welchen Beitrag können wir leisten? Neu denkend, aber auch neu handelnd? 

Wie sich die Dinge fügen – zumindest in der Rückschau. Ein Jahr nach dem 100jährigen Jubiläum des ND wollten wir mit dem ND-Kongress in Mainz „Im Aufbruch“ sein. Dann kam Corona und es gab nur den Aufbruch in den Lockdown. Ungewohnt: Von jetzt auf gleich wurde es still, langsam und auch einsam. Der Ausfall unserer Treffen beim Kongress, den Pfingstreffen und Werkwochen trifft die Seele unseres Bundes – das nachdenkliche, spirituelle, aber auch vergnügliche Miteinander. 

Nun also ein neuer Anlauf ein Jahr später. Gleiches Thema, anderer Ort: digital. Da haben wir es schon mal geschafft, das Neue. Wie aber sieht die Zeit nach Corona aus? Welche Probleme kommen auf uns zu, haben sich durch die Krise zugespitzt? Welche Ideen haben wir, damit kreativ umzugehen und das gesellschaftliche Leben neu zu gestalten – nicht nur pandemiesicherer, sondern gerechter, ökologischer, nachhaltiger, lebenswerter, spiritueller? 

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